Die 7 Demenzstadien
nach Barry Reisberg (New York University School of Medicine’s Silberstein Aging and Dementia Research Center | Functional Assessment Staging (FAST) 1988
Für den Verlauf einer Alzheimer-Demenz-Erkrankung gibt es in der medizinischen Literatur verschiedene Ansätze. Alle beschreiben den Weg des geistigen und körperlichen Verfalles sowie die Veränderung der Persönlichkeit über mehrere Stufen oder Stadien hinweg. Man spricht dabei von einer Vorstufe und einer Übergangsphase bis hin zur leichten, mittleren und schweren Demenz.
Das Reisberg-Modell ist eine der exaktesten Methoden und beschreibt den Verlauf der Alzheimer Demenz Erkrankung in 7 Stadien. Das Wissen über die Unterteilung und den spezifischen Merkmale jeder einzelnen Phase gibt den Betroffenen, den Angehörigen wie auch den pflegenden Personen einen ziemlich exakten Status-quo des Krankheitsstadiums.
Nutzen des Reisberg-Modells für das Ressourcentraining
Das Wissen, in welchem Stadium sich die erkrankte Person befindet, hilft uns dabei, ihre jeweiligen Bedürfnisse zu erkennen. Auf diese baue ich mit meinem Training auf, denn es ist von großer Bedeutung, dass der/die Erkrankte nicht überfordert wird – und genauso wenig unterfordert.
Wie so oft zählt hier das richtige Gespür:
- Was ist an Ressourcen vorhanden, die wir für das Training nutzen können?
- In welchem Stadium befindet sich der Erkrankte?
- Wie weit ist er oder sie schon bereit, sich auf mich einzulassen?
Durch aktives Training lässt sich das Fortschreiten der Krankheit zwar nicht verhindern, aber die einzelnen Stadien lassen sich verlängern und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert sich.

Stadium:
Beschreibung:
Beschwerden:
Kommunikation:
Stadium 1
normales Leistungsniveau
keine Beschwerden
normal
Stadium 2
Vorstufe
subjektive Leistungseinbußen,
objektiv sind keine Defizite feststellbar
- Vergesslichkeit
- Verlegen von Dingen”
- gelegentlich werden Namen vergessen
(erhöhtes Risiko für Depression oder Demenz)
normal
Stadium 3
Übergangsstadium
geringe kognitive Leistungseinbußen
Sehr belastend für die betroffene Person: Sie selbst merkt, dass etwas nicht stimmt und versucht, es zu überspielen.
- Schwierigkeit, sich an fremden Orten zurechtzufinden
- erste Wortfindungsstörungen
- reduzierte Arbeitsleistung und höhere Fehleranfälligkeit
- Konzentrationsdefizite
- Verlegen und verlieren von Gegenständen
- Schlechtere Merkfähigkeit von Namen neuer Personen
- reduzierte Arbeitsleistung
normal
Hier ist es ganz wichtig, die Sorgen ernst zu nehmen, ehrliche Aufklärung zu leisten und mögliche Vorsorgemaßnahmen anzubieten.
Stadium 4
Leichte Demenz
mäßige kognitive Leistungseinbußen
Personen reagieren mit Verleugnung ihrer kognitiven Probleme und der Vermeidung von sozialen Kontakten mit höherer Anforderung.
- Verlust Kurzzeitgedächtnis (aktuelle oder kurz zurückliegende Ereignisse)
- verminderte Kenntnisse über persönliche Lebensereignisse
- Schwierigkeiten bei komplexen Tätigkeiten wie z.B. Abendessen für Gäste kochen, Einkaufen gehen
- Unsicherheiten beim Umgang mit Geld
- Probleme bei Behörden- und Bankwegen
- verminderte Konzentration bei (Rechen-) Aufgaben
normal bis langsam
Hier muss man beachten, dass die betroffene Person nicht mehr mit Zweideutigkeiten und Sarkasmus umgehen kann.
Gespräche mit höheren Anforderungen belasten sie (Arzt, Bank, Behörden).
Manchmal treten Wortfindungsstörungen auf. Deshalb ist es wichtig, der Kommunikation Zeit zu geben und beim Finden der Wörter zu unterstützen.
Z.b. “Meinten Sie …?”
Stadium 5
Mittelschwere Demenz
mittelschwere kognitive Leistungseinbußen
Der Betroffene kommt ohne Hilfe kaum zurecht.
- Schwierigkeiten, sich an relevante Dinge des Lebens zu erinnern (Adressen, Telefonnummern, Name der Schule, die sie besucht haben, Namen von Angehörigen etc.)
- Räumliche und zeitliche Desorientierung.
- Probleme bei der Auswahl von jahreszeitlicher oder anlassbezogener Kleidung.
- Vernachlässigung der Körperpflege.
Verringerter Wortschatz, Wortfindungsstörungen werden häufiger.
Sie fragen öfters nach, weil sie während sie denken, den Inhalt vergessen.
Wichtig: In dieser Phase keine Warum-Fragen stellen. Keine Diskussion, weil logische Verbindungen nicht mehr hergestellt werden können. Das Verständnis für andere Sichtweisen oder Meinungen fehlt.
Stadium 6
Schwere Demenz
schwere kognitive Leistungseinbußen
Persönlichkeitsveränderungen und Gefühlsstörungen (Wahnvorstellungen, Aggressivität, Angst, zwanghaftes Wiederholen von Handlungen, Unruhe) treten auf.
- Ehepartner / eigene Kinder werden oft nicht mehr erkannt
- Namen verlieren ihre Bedeutung
- lückenhafte Erinnerung an eigene Biografie
- Orientierung im eigenen Zuhause wird schwieriger
- selbständige Körperpflege kaum noch möglich
- Ankleideprozess benötigt Unterstützung
- gestörter Tag/Nacht-Rhythmus
- Unterstützung beim Toilettengang erforderlich
- Inkontinenz
Verlangsamung der Sprache, gravierende Wortfindungsstörungen.
Der Sinn des Ausgesprochenen ist für das Gegenüber oft nicht mehr erkennbar. Die Lautstärke kann nicht mehr kontrolliert werden.
Kaum noch ganze Sätze. Neue Wörter werden gebildet, sich verbal mitzuteilen fällt schwer.
Wichtig: In dieser Phase das Sprachtempo verringern, Sätze nur mit einer einzigen Information füllen. Z.B. Ich gehe in den Garten.
Deutlich und klar sprechen.
Nicht bevormunden, aber auch nicht korrigieren.
Auf keinen Fall Kritik aussprechen.
Stadium 7
Sehr schwere Demenz
sehr schwere kognitive Leistungseinbußen
In dieser Phase benötigt der/die Erkrankte ständige Pflege und Betreuung.
- Sprachverlust bis auf wenige Automatismen (z.b. Hilfe-Ruf)
- Verlust der Gehfähigkeit
- Verlust selbständig zu sitzen
- Kopf kann nicht mehr aufrecht gehalten werden
- Primitivreflexe setzen wieder ein (z.B. Greifreflex, Saugreflex)
Die Sprech-Fähigkeit geht verloren.
Nonverbale Kommunikation steht im Vordergrund.
Die Sinne werden angesprochen.
Wichtig: Lob und Anerkennung aussprechen.